Blaues Rathaus
Bockenheim unterm Hakenkreuz
1933 – 1945
1933
Nach der Machtübergabe an Hitler zieht auch in Bockenheim der Terror ein: Jüdische Mitbürger werden nun schikaniert; Demokraten aus beiden Gemeinderäten verdrängt; zwei Mitglieder der SPD ins KZ Dachau verbracht und sogar Altbürgermeister Klingel wird trotz seiner 73 Lebensjahre noch als „gemeingefährlich“ eingestuft.
1934
Zum zweiten Mal in Folge wird in Großbockenheim ein Winzerfest durchgeführt – die Tradition ist begründet.
1935
Zu Beginn des neuen Schuljahres werden die Schulen beider Gemeinden überkonfessionell fusioniert. Auch Großbockenheim erhält nun unterhalb der Lambertskirche ein Gefallenendenkmal. Ganz Bockenheim liegt nun an der im gleichen Jahr eingeweihten Deutschen Weinstraße – das am Ortseingang vor Kleinbockenheim vorgesehene Weinstraßentor – nach dem Beispiel von Schweigen in der Südpfalz – wird allerdings nicht gebaut. Dafür wird erstmals in beiden Gemeinden das Winzerfest begangen.
1938
Obwohl die jüdische Kultusgemeinde nach der Flucht vieler Gemeindemitglieder bereits aufgelöst ist, wird in der Reichspogromnacht die Synagoge in Großbockenheim geschändet.
1939
Kriegsbeginn am 1. September – zum letzten Mal wird das Winzerfest begangen. Statt Einheimischer bestimmen nun polnische Kriegsgefangene das Bild in der Landwirtschaft.
1940
Die letzten jüdischen Mitbürger werden nach Gurs in Frankreich deportiert – keiner kehrt lebend zurück.
1941
Überfall auf die Sowjetunion – die ersten Ostarbeiter (vor allem Ukrainer und Russen) kommen als Zwangsarbeiter in beide Dörfer.
1945
Die Bilanz zu Kriegsende: 55 Gefallene in Kleinbockenheim und sogar 63 in Groß-
bockenheim. Drei Zivilisten starben durch Bombenangriffe. Pfarrer Schlachter erreicht durch sein mutiges Eingreifen nach einem kurzen Gefecht mit zwei weiten Toten doch noch eine nahezu kampflose Übergabe der Dörfer an die US-Amerikaner.