Blaues Rathaus

Bockenheim in der Franzosenzeit
1789 – 1815/16

Amtssiegel der Marie Kleinbockenheim von 1800 bis 1816.

1789

Der Sturm auf die Bastille nährt auch im Fürstentum Leiningen die Revolutionsfurcht.

1792

Groß- und Kleinbockheim werden erstmals von Französischen Revolutionstruppen besetzt.

1793

Der lutherische Pfarrer Johann Karl Schoell steht an der Spitze der „Frankenfreunde“ in Kleinbockenheim.

1794

Die Franzosen werden von österreich-preußischen Koalitionstruppen vertrieben. Der spätere Feldmarschall Blücher weilt als preußischer Kavallerieführer auf Schloss Emichsburg. 

1796

Die Franzosen kehren zurück; Schloss Emichsburg wird von der Bevölkerung geschleift und der Dorfwald nach Erlöschen des leiningischen Jagdrechts gerodet.

1797

Friede von Campo Fino: Groß- und Kleinbockenheim werden mit dem gesamten linksrheinischen Reichsgebiet ein Teil Frankreichs.

1798

Groß- und Kleinbockenheim gehören zum Kanton Grünstadt, der wiederum Teil des Departements Donnersberg mit Sitz in Mainz ist.

1800

Das Departement Donnersberg wird in vier Arrondissements geteilt – vergleichbar mit unserer heutigen Kreisverwaltung. Groß- und Kleinbockenheim gehören zum Arrondissement Speyer. Statt durch den Kanton Grünstadt verwalten sich nun beide Gemeinden jeweils als Mairie selbst.

1804

Mit Napoleon I. haben Groß- und Kleinbockenheim wieder einen Kaiser.

1806

Der reformierte Pfarrer von Großbockenheim, Heinrich Weiß, kauft sämtliche ehemaligen leiningischen Besitzungen in den Bockenheimer Gemarkungen. Auf dem ruinierten Schlossgelände entstehen neue – heute noch vorhandene – herrschaftliche Gebäude.

1811

Der Code Civil, auch als Code Napoleon bekannt, festigt die Rechtsgleichheit aller Bürger im Französischen Kaiserreich und ist auch bei den deutschsprachigen Landeskindern sehr populär.

1813

Das Französische Kaiserreich bricht zusammen. Die geschlagene Grande Armée streift auf ihrem Rückzug auch die beiden Bockenheim – der Ausbruch von Typhus ist eine Folge.

1814

Russische Kosaken vertreiben die Franzosen aus Groß- und Kleinbockheim. Beide Orte fallen an 1. Juni unter gemeinsame bayerisch-österreichische Verwaltung.

Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit – die Losungen der französischen
Revolution erreichen in der neuen Amtssprache auch Kleinbockenheim.
Auf dem Gelände des ehemaligen Marstalls von Schloss Emichsburg erbaute Pfarrer Weiß ab 1806 das heute noch dorfbildprägende Herrenhaus.